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Anwohner: „Keine solchen Wohnklötze reinhauen"

Genossenschaft will an Kapellenstraße Häuser mit drei Etagen bauen — Angst vor Wertminderung

Kommen irgendwann weg: Das sind die Häuser an der Kapellenstraße. Die Wohnungen stehen überwiegend bereits leer. Foto: Stephan Haltung

GODSHORN (hg). Die Wohnungsgenossenschaft Herrenhausen (WGH) will in Godshorn 60 Wohneinheiten errichten - in Neubauten über drei Etagen. Ist das zu hoch? Anwohner und Mitglieder des Ortsrats jedenfalls kritisieren die Pläne. Sie hätten sich auch eine frühzeitige Beteiligung an dem Projekt gewünscht, das an der westlichen Seite der Kapellenstraße zwischen Am Moore und Am Schapdamm entstehen soll. Dort stehen derzeit noch sechs Mehrfamilienhäuser aus den Fünfzigerjahren mit 28
Wohneinheiten. die bereits überwiegend leer sind. Die WGH. der die Grundstücke gehören, will die alten Gebäude abreißen lassen. Noch aber fehlt der politische Beschluss.

Kritik an dem Vorhaben gab es jüngst in einer Sitzung des Orts­rats Godshorn von Anwohnern des Drosselwegs, an dessen östli­cher Begrenzung die Neubauten entstehen sollen. Sie befürchten eine Wertminderung ihrer Grundstücke - auch weil die Hö­he des geplanten neuen Wohn­komplexes die Lebensqualität vermindern und eine zu starke Verschattung verursachen wür­de.

Langenhagens Stadtplanerin Anke Friedrich erklärte im Ortsrat allerdings, dass mit dem vorge­stellten Projekt die städtebauli­chen Ziele des ISEK (Integriertes Stadtentwicklungskonzept) und des Wohnraumversorgungskon­zepts umgesetzt würden. Auf­grund der angespannten Situa­tion auf dem Wohnungsmarkt und der Erfordernisse der Klima­politik erweitere sich zudem der rechtliche Handlungsspielraum, um neuen Wohnraum zu schaffen.

Die wohl deutlichste Kritik kam von Anwohner Wolfgang Bie­wendt, der an der Kapellenstraße gegenüber der künftigen Neu­bauten wohnt. „In der Beschluss­drucksache stand, dass es eine frühzeitige Bürgerbeteiligung geben wird - davon war aber nichts zu spüren", betonte er. „Darunter verstehe ich, dass ich angeschrieben werde und die Gelegenheit habe, mich als An­lieger zu äußern. Man kann da nicht einfach solche Wohnklötze reinhauen."

Die vorgesehene Bebauung werde auch Parkplatzprobleme nach sich ziehen, warnte Bie­wendt. 45 Pkw-Stellflächen in einer Tiefgarage soll es für die Neubauten geben. Das dürfte nach seiner Ansicht kaum ausrei­chen und würde entlang der Ka­pellenstraße massive Schwierig­keiten mit sich bringen. „Dort ist ja jetzt schon kaum noch etwas frei."

Der Grund, dass für 60 Woh­nungen nur 45 Stellflächen vor­gesehen sind, ist ein entspre­chender Verteilungsschlüssel. der im Planungsentwurf auf 0,8 festgelegt wurde. „Das ist irrsin­nig. In Isernhagen plant man mit 1,5", sagte Biewendt, der sicher ist, dass nicht nur Bewohner des Neubaukomplexes einen Stell­platz an der Straße benötigen werden. Auch der zusätzliche neue Parkplatz an der Straße Am Schapdamm, auf dem gerade mal zehn Pkws abgestellt werden könnten, sei da keine Abhilfe.

Godshorns Ortsbürgermeister Tim Julian Wook (SPD) wiederum freut sich über das Bauprojekt und darüber, „dass wir bezahlba­ren Wohnraum erhalten, mit be­hutsamer und unterschiedlicher Verdichtung, und dann noch durch eine Baugenossenschaft, die in Godshorn investiert und damit die Stadt in ihrer klammen Finanzlage entlastet". In Langen­hagen ist die Suche nach geeig­neten Grundstücken für Neubaugebiete schon lange ein The­ma.

Wook kann die Bedenken der Anlieger dennoch nachvollzie­hen. Er weist darauf hin, dass sich der Planungsprozess am Anfang befinde. Nach dem sogenannten Aufstellungsbeschluss lägen die Pläne im Rathaus aus, dazu kön­ne jeder Bürger und jede Bürge­rin Stellung nehmen. Danach werde sich erneut der Ortsrat Godshorn mit dem Thema befas­sen.

In trockenen Tüchern ist das Projekt also noch nicht. Anwoh­ner Biewendt kann sich jedoch nicht vorstellen, „dass solche Plä­ne zurückgenommen werden, wenn sie bereits in einem fortge­schrittenen Stadium sind. Da geht doch kein Architekt mehr ran, wenn die Pläne im Rathaus zu sehen sind und man sich schon in der Auslegungsphase befindet". Er wünscht sich, dass die Öffentlichkeit bereits jetzt be­teiligt wird. „Dann gibt es immer noch die Gelegenheit umzupla­nen, die Herrschaften müssen nur ihren Computer hochfah­ren." Biewendt hat sich nach eigenen Angaben von einem Fachanwalt beraten lassen. Der habe ihm versichert, dass ein sol­ches Projekt nicht ohne Bürger­beteiligung beschlossen werden könne.

Biewendt stellt klar, dass er es grundsätzlich richtig und wichtig findet, neuen Wohnraum zu schaffen. Er hat jedoch Verbesse­rungsvorschläge - so könnten die Neubauten um 90 Grad ge­dreht und versetzt gebaut wer­den. „Dann hätte man eine auf­gelockerte Bauweise, die gleiche Anzahl an Wohneinheiten und auch mehr Platz für Grünflä­chen." Dies habe er ausgerech­net, sagt der Anwohner, der Konstruktions- und Entwick­lungslehre studiert hat. „Durch eine andere Anordnung der Bau­körper entsteht auch eine schö­nere Optik, man schaut nicht auf den ganzen Klotz, sondern nur auf die Giebel."

Quelle: ECHO / von hg

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