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Das Bad in Godshorn ist Geschichte

Angestellte und Besucher nutzen den letzten Tag zum Abschiednehmen: Frühschwimmer frühstücken im Bistro, Langzeitnutzer drehen ihre Runde und bringen Geschenke – und es wird klar: Hier endet eine Ära.

Das Hallenfreibad an der Berliner Allee gehört der Stadtgeschichte an: Gestern Nacht um 23.59 Uhr gingen nicht nur sprichwörtlich, sondern auch tatsächlich die Lichter auf der Anlage aus, die vier Kommunen vor genau 45 Jahren gemeinsam eröffnet hatten. Die Menschen, denen das Außenbecken mit den 50-Meter-Bahnen, das Bistro, die Schwimmhalle und der Kinderbereich in diesen Jahren zur Heimat geworden waren, nutzten den Tag noch einmal, um Abschied zu nehmen.

Wie ein roter Faden zog sich von der Öffnung um 6.45 Uhr bis Mitternacht eine Gemeinsamkeit durch: Das Bad war für viele Schwimmer mehr als nur eine Sportanlage. „Wir sind eine Familie“, sagt Heike Thies, als sie um 6.15 Uhr vor der noch verschlossenen Tür mit anderen Frühschwimmern steht. Erst gehe es um die Ereignisse des Vortages, dann ins Wasser – gerade für alleinstehende Senioren sei dies sehr wichtig gewesen. Längst hätten sich jahrzehntelange Freundschaften gebildet, sagt Heinz Mahlberg. Klar, dass diese ein geschlossenes
Schwimmbad nicht beenden werde. An kleinen Gesten lässt sich ablesen, wie wichtig die Menschen den Abschied nehmen. Rena Lenders
und Marlies Kaulbach kommen nicht nur in schwarzer Kleidung, sondern springen auch in schwarzen Badeanzügen als Zeichen
der Trauer ins Wasser.

Die Familie, das Vertraute, bezieht sich aber nicht nur auf die Schwimmer. Gabriele Diers erzählt von den ersten Treffen mit Schwimmmeister Michael Plutta im abgerissenen Bad in der Stadtmitte. „Ich habe gesehen, wie er einem Mädchen die Angst vorm Wasser genommen hat“, erinnert sie sich. Dort habe sie ihn kennen und schätzen gelernt. Immer wieder stoppen die Schwimmer, wünschen „ihrem“ Team alles Gute – noch zögernd, ob sie ins neue Bad wechseln. „Etliche werden mitkommen“, gibt sich Plutta aus Erfahrung optimistisch.

Er stempelt sich um 14.01 Uhr nach 14 Jahren aus, nachdem er mit Kollegen und Mittagsschwimmern gegrillt hat. „Kopf hoch“, lautet die Devise, und daran halten sich alle. So sorgt der Auftritt eines Radiomoderators, dem fürs Interview die Mikrofon-Batterien fehlen, für Lacher. Letztlich findet sich alles an, und dann bittet er – nach einem Bad nur noch mit Badehose bekleidet – Ortsbürgermeisterin Ute Biehlmann-Sprung an eben jenes Mikrofon. Unterdessen fahndet Stefan Otte, Geschäftsführer der Hallenfreibad GmbH, nach einem verschwundenen Foto und vertröstet Souvenirjäger auf nächste Woche. Und immer wieder kommen Bad-Freunde mit kleinen Aufmerksamkeiten und großen Gesten für das Team. So bringt Familie Weis einen Geschenkkorb mit Süßigkeiten „in die Heimat“.

Ab 14 Uhr rückt dann der sportliche Aspekt in den Fokus. Die ersten Wasserballer treffen ein und stärken sich vor dem Spiel gegen Waspo 98, das die Langenhagener Wasserballer als Höhepunkt des Tages organisiert haben. Ab 19 Uhr dreht sich dann alles um das Spiel, ehe dann – nach dem Flutlicht-Auftakt am Morgen – das Becken wieder den Schwimmern und Springern gehört.

Heute Morgen treffen sich einige der Mitarbeiter mit ihren neuen Kollegen in der neuen Wasserwelt. „Ich bin gespannt, wie es wird“, sagt Plutta, der dann sein drittes Bad in einer Stadt als Arbeitsstätte bekommt.

 

Quelle: Langenhagenteil der Haz vom 01.09.2017 / Den kompletten Artikel finden Sie als Anlage.

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