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Heuer hat nun drei Stellvertreterinnen

Im Rat wiederum haben drei Männer das Sagen / Mahnende Worte in der konstituierenden Sitzung

Langenhagens Bürgermeister Mirko Heuer wird fortan von Ulrike Jagau (von links), Ute Biehlmann-Sprung und Elke Zach vertreten. Foto: Sven Warnecke
Langenhagen. In der Stadt wird der im September im ersten Wahlgang wiedergewählte Bürgermeister Mirko Heuer (CDU) fortan von drei Frauen vertreten. In der konstituierenden Sitzung des Langenhagener Rates votierten die Mitglieder am Montagabend in geheimer Abstimmung für Elke Zach von der SPD, Christdemokratin Ute Biehlmann-Sprung und Ulrike Jagau von den Grünen – mit breiter Mehrheit. Alle drei sind nun gleichberechtigt für die Vertretung Heuers verantwortlich. Jagau hatte bereits in den vergangenen fünf Jahren das stellvertretende Bürgermeisterinnenamt inne.
 
Tagung im Theatersaal
 
Genau darauf hatte sich der Rat zuvor mehrheitlich verständigt. Einer der Tagesordnungspunkte in der Sitzung, die wegen eines Wasserschadens im Theatersaal in die Aula des Schulzentrums verlegt werden musste, war der Beschluss über die Reihenfolge der stellvertretenden Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. SPD-Fraktionschef Marc Köhler, der seine Parteifreundin Zach für das Amt no­minierte, argumentierte, dass eine Reihenfolge in der Stellvertretung durchaus einen „größeren Ausdruck des Wählerwillens“ widerspiegele.
 
Sein Gegenüber von der CDU, Domenic Veltrup, der Biehlmann-Sprung ins Rennen geschickt hatte, hob indes hervor, dass die nach der letzten Kommunalwahl favorisierte Praxis ohne „Stellvertreter-Reihenfolge“ gut geklappt und sich somit bewährt habe. Dem folgte der Rat dann auch mehrheitlich. Dies war eigentlich die einzige strittige Position. Gleichwohl hüteten sich sowohl die Sozial- als auch die Christdemokraten vor einer Aussage zu möglichen Koalitionen. Vielmehr soll wohl auch in dieser Legislaturperiode mit wechselnden Mehrheiten regiert werden.
 
Außer den drei stellvertreten-den Bürgermeisterinnen musste
das Stadtparlament auch über die neue, eigene Spitze befinden. Und bei den Kandidaten wie auch dem Ergebnis machte sich dann die Pa­rität in Langenhagen deutlich. Denn die drei Parteien mit den meisten Sitzen, die SPD mit 14, die CDU mit 13 und die Grünen mit sechs Vertretern, schlugen allesamt Männer vor.
 
Die Sozialdemokraten schickten Frank Stuckmann ins Rennen. Er wurde einstimmig als Vorsitzender gewählt und löste den bisherigen Amtsinhaber Andreas Friedrich von der CDU ab. Der Christdemokrat steht ihm aber künftig als Stellvertreter genau wie Alexander Cordes von den Grünen zur Seite. Beide wurden ebenfalls mit breiter Mehrheit gewählt.
 
Das war nach der letzten Wahl noch ganz anders. Seinerzeit erntete die CDU noch heftige Schelte von der SPD, da sich die Christdemokraten damals nicht an Absprachen in Sachen Ratsvorsitz von Inhaberin Gudrun Mennecke (SPD) gehalten hatten – und sie in der Folge durchfiel.
 
Die Sitzung des neuen Rates – immerhin wurden in der konstituierenden Sitzung gleich 13 neue Mitglieder verpflichtet – verlief weitgehend harmonisch. Genau darauf hatte gleich zu Beginn Ulrike Jagau hingewiesen, die als ältestes Mitglied bis zur Wahl Stuckmanns die Sitzung geleitet hatte. Das nahm die Grünen-Politikerin auch zum Anlass für einen eindringlichen Appell. Sie warb für eine sachliche Debatte, einen respektvollen Umgangston und eine Abkehr von den teils persönlich verletzenden Angriffen auf die Verwaltung.
 
„Gestrecktes Zeitmanagement“
 
„Sitzungen bis spät in die Nacht sind ehrenamtlichen Ratsmitgliedern nicht zuzumuten“, befand Jagau. Diese Kritik hatten in der Sitzung des alten Rates bereits zwei scheidende Sozialdemokraten geäußert. Der frisch gekürte neue Ratsvorsitzende Stuckmann kündigte in der Folge auch an, auf ein gestrecktes Zeitmanagement und einen gepflegten Umgangston in den Sitzungen zu achten.
 
Doch auch die Stadtverwaltung erntete Kritik von Jagau. Denn nach anfänglicher „größerer Transparenz“ seitens des Bürgermeisters und seines Ersten Stadtrates Carsten Hettwer seien die Fraktionen schließlich meist im Dunklen gelassen worden. „So ist es heute leider oft so, dass wir manche wichtigen Informationen erst aus der Presse lesen können – und zu oft nur dort und nicht in den Ratsunterlagen“, monierte Jagau. Sie machte aber auch deutlich, dass sie den „Sinneswandel“ der Verwaltungsspitze angesichts der „persönlichen Anschuldigungen und Verdächtigungen seitens einzelner Ratsmitglieder“ durchaus verstehen könne. Doch eine „Abstrafung“ des gesamten Rates wegen des Fehlverhaltens Einzelner sei ebenfalls der falsche Weg, mahnte Jagau. Denn es gelte, das „Beste zum Wohl der Stadt gemeinsam herauszuarbeiten“.
 
Der so kritisierte Bürgermeister warb dafür, angesichts der vielen neuen Mitglieder die Chance zu ergreifen, einen „unverstellten Blick auf die Stadt“ zu werfen und im Zusammenspiel mit den „alten Hasen“ im Rat Gutes zu tun – für Langenhagen. Von einer fehlenden Transparenz wollte Heuer indes nichts wissen. Vielmehr seien die vielen unter Zeitdruck vorgelegten Drucksachen und die Infos aus der Presse Ausdruck einer „rasch arbeitenden Verwaltung“.
 
In diesem Zusammenhang appellierte er auch an die Politik, häufiger einmal „auf das Fachwissen der Rathausmitarbeiter“ zu vertrauen, anstatt dieses anzuzweifeln. Und das sei auch dringend nötig, angesichts der vielen „großen Aufgaben“, die auf die Stadt trotz aktuell leerer kommunaler Kassen warteten. Gleichzeitig sprach Heuer aber auch davon, dass es gemeinsam noch Gestaltungsmöglichkeiten gebe – aber eben nur gemeinsam.

 

Quellenangabe: Langenhagen/Wedemark vom 10.11.2021 / Von Sven Warnecke

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